Fachhochschule Wiener Neustadt
Projektdaten
Jahr
- 2015
Status
- Wettbewerb
Auszeichnung / Phase
2.2. PlatzTypologie
- Bildung
Sanierung, Umnutzung und Erweiterung des Karmeliterklosters Wiener Neustadt
2. Preis, Architekturwettbewerb, 2015
Entwurfsidee
Der architektonische Lösungsvorschlag ist zu einem großen Teil von der geschichtlichen und räumlichen Auseinandersetzung mit der bestehenden Klosteranlage geprägt. Nur so konnte gewährleistet werden, dass die vollständige bauliche Struktur so sinnvoll als möglich in die Gesamtlösung für einen modernen FH-Campus integriert werden konnte. Die zusätzlich zu schaffenden Räumlichkeiten bestehen nicht „unabhängig“ oder „neben“ dem ehemaligen Kloster, sondern funktionieren nur im Zusammenspiel
Auf die komplexe Ausgangssituation mit den historisch bedingten Überschneidungen unterschiedlicher Gebäudeteile und die verstreuten Möglichkeiten für eine Erweiterbarkeit wurde mit einer Überlagerung von alt und neu und einer gezielten Adaptierung des Karmeliterklosters an wenigen, aber effektiven, Bereichen reagiert. Der Lageplan und die Figur-Grund-Darstellung illustrieren das Konzept der gezielten Eingriffe und der Überlagerung, welches sich in der Anlage selbst in einer Abfolge von unterschiedlichen Raumsequenzen zeigt.
Architektonisches Konzept
In Anbetracht der Zugangssituation von Westen als einzig sinnvolle funktionale Lösung, wird die bestehende Gangzone im südlichen Anschluss zum Kirchenschiff als wesentliche Erschließungsachse im Erdgeschoss und im 1.Obergeschoss definiert. Sie verbindet alle wesentlichen Bereiche des FH-Campus.
Als wesentliches neues Element im Stadtbild von Wiener Neustadt wird die Eingangssituation durch einen auskragenden Bauteil definiert, welcher bis die Schlögelgasse heranreicht und sich somit in die Systematik der Straßenfronten der angrenzenden Bebauung einfügt. Durch die Einbringung des Baukörpers wird der Platz vor der Kirche gefasst und der Zugang zur bestehenden Erschließungsachse markiert.
Innerhalb der Klosteranlage stellt die wichtigste Veränderung die Wiederherstellung des ehemaligen Kreuzgangs dar. In enger Koordination mit dem Bundesdenkmalamt soll dazu der Westtrakt unter Beibehaltung der Fassade und des möglicherweise barocken Dachstuhls, in seine ursprünglichen Erscheinung ohne die nachträglich eingefügte Zwischendecke zurückgeführt werden (s. Abb. 1 Bauhistorische Untersuchung Stellungsnahme Westtrakt: „Durchschnid“ und „Prospectus des emalligen Kameliter Kloster ün W: Neistadt“ Ende 18. Jh.). Durch einen punktuellen Durchbruch nach Norden zur Haupterschließungsachse wird somit eine Ringerschließung auf dem Erdgeschoss-Niveau erzeugt. Zum Hof hin wird der Westtrakt durch eine angefügte Spange in seiner Erschließungsfunktion durch Arbeitsplätze der Administration ergänzt (Zweigeschossige Erschließung im Sinne einer eingebauten Brücke).
Abgeschlossen wird die Hauptbewegungsachse durch einen neuen Baukörper an der Ostseite im Garten, welcher nach den Strategien der "Erweiterung"/ dem "Anfügen" (beim Westtrakt) bzw. der linearen Fortsetzung (neuer Eingangstrakt entlang der Erschließungsachse) eine punktuelle Setzung eines neuen architektonischen Themas repräsentiert. Gleichzeitig stellt die innenräumliche Konzeption dieses Baukörpers eine bewusste Bezugnahme auf das freie Arrangement unterschiedlicher Funktionen und Bereiche innerhalb einer definierten Fläche dar, wie sie ebenfalls in den Plänen historischer europäischer Klosteranlagen zu finden sind (siehe z.B. Idealplan der Klosteranlage St. Gallen). So stellt jede Ebene des insgesamt fünf-geschossigen Baukörpers eine Variation des Themas Offenheit (=Bewegung/ Kommunikation) und Geschlossenheit (=intensiver Unterricht/ Vorlesungen/ isolierte Gruppenarbeit ) dar. Die einzelnen Ebenen verknüpfen sich über mehrgeschossige Lufträume im Bereich der Erschließung und in den Bereichen für offenes Lernen miteinander zu einer vielfältig nutzbaren Lern- und Studierlandschaft.
In Hinblick auf zukünftige Entwicklungen des noch bestehenden Krankenhauses bleibt das ebenfalls vom Auslober vorgeschlagene Grundstück im Norden (inkl. der Rettungszufahrt) unbebaut. Um mit Nachnutzungskonzepten und möglichen neuen Bebauungen auf dem Areal nicht von vorneherein in Konflikt zu geraten, wird für diesen Bereich ausschließlich eine Nutzung mit Parkplätzen bzw. eine das FH-Areal nach Norden abschließende Bepflanzung mit einer Baumreihe vorgeschlagen.
Im Bezug auf strategische Überlegungen für zukünftige Entwicklungen des FH-Campus sei zudem erwähnt, dass die ostseitige Situation im Garten für eine mögliche Erweiterung mit einem ähnlich großen Baukörper Platz bietet (Cluster-System).