Parkapartments und Parkhotel am Belvedere

Projektdaten

Jahr

Status

Auszeichnung / Phase

FFertiggestellt

Typologie

Größe 
80.000 m2

48.1844, 16.3838

Neue Urbanität am Wiener Hauptbahnhof
Parkapartments und Parkhotel am Belvedere

Renzo Piano Building Workshop (RPBW)
in Zusammenarbeit mit NMPB Architekten

Die Zusammenführung von Süd- und Ostbahnhof hat Grundstücksflächen geschaffen, die höchst gegensätzliche urbane Rahmenbedingungen aufweisen: Schloss Belvedere, Schweizergarten mit renommiertem 21er Haus und Arsenal einerseits, neuer Hauptbahnhof mit großem Gleiskörper, verkehrsintensive Straßenzüge und hohe städtische Verdichtung mit sehr unterschiedlichen architektonischen Sprachen und funktionalen Ansprüchen andererseits. Ein Standort also, der malerische Ausblicke auf Wiens baugeschichtliches Erbe (Belvedere, Stephansdom) und landschaftliche Umgebung (Schneeberg, Wiener Wald) bietet, aber auch starken Emissionen der modernen Urbanität ausgesetzt ist.

Städtische Architektur fordert neben hoher Dichte und funktionaler Durchmischung auch qualifizierte/attraktive Freiräume, Leerstellen, Durchblicke, anregende Perspektiven, Orte und Plätze starker Identität.

Das Projekt Parkappartements und Parkhotel am Belvedere ist notwendigerweise, um die vom Masterplan hoch angesetzten Werte der Flächennutzung zu erreichen, ein Hochhausprojekt, ein Projekt mit hohen Häusern.

Die auf den ersten Blick kompakt erscheinende Bebauung gliedert sich in einzelne vertikale Baukörper auf hohen, schlanken „Piloti“, die eine vielfältige polygonale Grundrissstruktur aufweisen. Das städtebauliche Konzept ist darauf ausgelegt, Durch- und Ausblicke sowie einen landschaftsgärtnerischen Freiraum zu schaffen. Dieser vermittelt zwischen den Höhenniveaus des Gleiskörpers und des Schweizer Gartens und gewährt eine visuelle Kontinuität des Schweizergartens über die Gleise hinaus.

Die Originalität des Projektes besteht darin, dass die Gebäude vom Straßenniveau aus gesehen erst ab dem vierten bis sechsten Obergeschoß genutzt werden und dass sich die Kulturlandschaft des Schweizer Gartens im dem unbesetzten Freiraum fortsetzt. Die Nutzung der Funktionsbereiche Hotel und Wohnen beginnt erst in einer Höhe, die allen Bewohnern eine Weitsicht gewährt und gleichzeitig eine physische Distanz zu den Lärmquellen Eisenbahn und Autoverkehr schafft. Die ersten Fenster liegen über den Baumkronen des Schweizer Gartens und den Umfassungsmauern der Bahn und erlauben somit je nach Orientierung interessante Ausblicke auf die Wiener Innenstadt sowie die landschaftliche Umgebung mit Wiener Wald und Schneeberg.

Die Baukörper bilden überwiegend einen Gebäudeabschluss auf dem gleichen Höhenniveau aus, um die formale Einheit des gesamten Komplexes zu stärken. Kontrastierend zu der ruhigen Dachkante stuft sich das Bauvolumen im unteren Bereich vielfältig ab. Es entsteht ein spannungsreiches lebendiges Spiel von unterschiedlichen Freiräumen und Blickwinkeln. Die Horizontlinie bildet die in Schollen ausgebildete Gartenlandschaft, welche als gebäudeübergreifendes Element nahezu das gesamte Grundstück einnimmt.

Wesentlich zu der formalen Einheit des Entwurfs trägt auch die hausübergreifende, einheitliche Fassadengestaltung bei. Im Raster leicht variierend zieht sich die Keramikfassade in gleicher Ausbildung über die Hotel- und Wohngebäude. Sie materialisiert neben der Eigenständigkeit des Projekts den hochwertigen Anspruch er Hotel- und Wohnanlage. Gleichzeitig vermittelt sie zwischen der historischen Fassade des Arsenals und den Glasfassaden des Erste Campus.

Die Funktionsverteilung im gesamten Planungsgebiet Hauptbahnhof sieht den Großteil des Einzelhandels in Bahnhofsnähe auf der dem Projekt entgegengesetzten Seite vor. Im Sockelgeschoß der Wohngebäude sind daher nur die Eingangslobbies als minimal geforderte Funktionen vorgesehen. Die Erschließung der Parkgarage sowie die Anlieferung der Hotels erfolgen auf Straßenniveau über die der Bahn zugewandten Südseite des Projektes. Das Hotel öffnet sich im Erdgeschoß sowohl zur Arsenalstraße und als auch dem öffentlichen Platz auf dem Nachbargrundstück, der sich auf das 21er Haus bezieht und damit dieses Museum in unmittelbare Nachbarschaft rückt. Des Weiteren stärkt der Platz die Fußläufige Anbindung des Hotels an den Bahnhof. Eine großzügige Glasfassade empfängt die Besucher, die sowohl vom Bahnhof als auch vom Belvedere über den Schweizer Garten in das Hotel kommen können.

Die einzige unmittelbaren Anwohner des Arsenalgebäudes, aber auch die Parkbesucher sowie die Besucher des Kunstmuseums des 21er Hauses, werden vom horizontalen Durchblick unter den Gebäuden hindurch stark begünstigt sein, da ihnen keine geschlossene Baufront gegenübersteht. Im Gegenteil: abends wir die Sonne auch unter den Gebäuden sichtbar bleiben. Die Erschließung der Gebäude für Parken sowie Ver- und Entsorgung erfolgt auf der, der Bahn zugewandten Rückseite des Projekts.

Fotographie: Michel Denancé

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